Es war Sommer 2017, als ich mich innerlich und äußerlich an neuen Orten befand. Unterwegs auf Praktikum im unbekannten Mainz verlor ich den Anschluss an Freunde, Familie, den Alltag. So ziemlich alles, was mir Stabilität im Leben gab, war plötzlich und nachhaltig weit weg.

Es benötigte 3 Monate volles emotionales Chaos, bis ich auch an dem neuen inneren Ort ankam – „Ich komm nicht mehr allein damit zurecht. Ich brauche Hilfe.“

Auslöser für das Ganze? Eine Intervention dreier Freundinnen zum Vorjahres-Silvester. Sie wollten wissen, ob mir bewusst war, wie unfreundlich, beschämend, abwertend ich mich oft verhalte. Und dass sie mich damit konfrontieren wollen, da sie auch den Teil in mir sahen, der es anders kann. Am nächsten Tag brach etwas lange Verdecktes in mir hervor. Gefühle.

Das erste mal seit Jahren fühlte ich Scham und tiefe Trauer. All die Jahre hatte ich keinen Zugang dazu, nun waren die Tore geöffnet. Und ein ganzes Jahr lang durfte ich die Welt neu erleben, neu erfühlen. So lange, bis es mich fast überwältigte. Allein in Mainz.

Mit der Entscheidung, mich um professionelle Hilfe umzusehen, begann ein langer Weg voller Überraschungen. Wie bei so vielen Menschen auf der „Reise zu sich selbst“ begann auch ich, in tiefe Meditation und Yoga einzutauchen. Etwa zwei Jahre ging ich diesen Weg, bis die schamanische Medizinarbeit und alternative Methoden der Selbstentfaltung mein Mittel zum Zweck wurden.

Mit dem Fokus auf meine eigene Herzöffnung öffnete ich mich auch gegenüber Jana, die Liebe meines Lebens. Durch sie und mit ihr durfte ich beginnen, das Kapitel der gelebten Männlichkeit zu schreiben. In Beziehung hat sich mein eigener Weg komplett transformiert und auch heute noch darf ich Schicht für Schicht tiefer in mich hineinwachsen.