Wie es ist, sexueller Mann zu sein

Wie es ist, sexueller Mann zu sein

Ich nehme diese Beiträge als Herausforderung an, mich über meine selbstgesteckten Grenzen auszudehnen. Ich spreche Dinge an, die ich sonst nur in meinem Kopf rumoren lasse. Ich teile meine ganz eigenen Erfahrungen in voller Ehrlichkeit und Verletzlichkeit – um mir selbst zu beweisen, dass meine damit verbundenen Ängste nicht wahr sind. Dass das Leben es gut mit mir meint, wenn ich vertraue. Dass ich mich nicht verstecken muss, um Sicherheit zu erfahren.

Um diese Worte nicht nur Worte sein zu lassen, fange ich gleich damit an.

Am meisten bewegt sich das Thema Sexualität in meinem Kopf. Wie es ist, eine offene Beziehung zu führen. Für mich fühlt es sich jetzt nämlich vorwiegend leicht an. Ich hatte gerade am Anfang mit der Vorstellung zu kämpfen, meine Frau nicht halten zu können. Dass sie jemanden findet, der ihr bewusster gegenübersteht und sie claimed. Dass ich sie dadurch verliere, sie mich nicht mehr attraktiv findet und verlässt.

Gleichzeitig ist ein konstantes Vertrauen vorhanden, dass alles so kommt, wie es sein soll. Gepaart mit meiner inneren Überzeugung, dass wir für so Vieles auf dieser Erde gemeinsam bestimmt sind, konnte ich solche Vorstellungen und Ängste meistens unterdrücken.

Ich weiß allerdings schon lange, dass Unterdrückung keine Lösung ist. Dass das, was ich da in mir drin veranstaltete, keine Befreiung, sondern Unterdrückung war, wusste ich damals einfach nicht besser.

Die Lösung kam dann ganz unerwartet und auf unterschiedlichen Wegen zu mir.

Einerseits war es an der Zeit, wieder Zeit und Energie in meine Bewusstheit zu investieren. Nach langer Pause begann ich wieder, in die Tiefe zu meditieren, zu atmen, mich bewusst zu bewegen, in den männlichen Qualitäten des bewussten, reinen Seins zu verweilen, meine sexuelle Energie zu konservieren. Diese Praxis gibt mir wieder eine gewisse innere Überzeugung und Durchschlagskraft. Es ist wieder ein innerer Stolz da, der auf Selbstfürsorge, Feinfühligkeit und spürbarer Sexualität beruht. Es ist wieder möglich, kleine Shifts in meinem emotionalen Zustand und dem meiner Partnerin zu entdecken und liebevoll zu beleuchten. Ich spüre meine Macht zurückkommen – dass es möglich ist, mein Leben und das Leben meiner Geliebten bewusst zu beeinflussen, auf eine höhere und noch liebevollere, ekstatischere Stufe zu bringen.

Andererseits durfte ich lernen, und das ist besonders in unserer heutigen Gesellschaft verpönt, meine Frau zu MEINER Frau zu machen. Ich habe gelernt, dass es wichtig für unsere Beziehungsdynamik ist, meine Partnerin wissen zu lassen, dass ich ihr Mann bin und sie meine Frau. Dass ich für sie einstehe und ich nicht zulasse, dass sich ein anderer Mann zwischen uns schleicht. Dass sie meine sexuelle Lebensenergie entfacht und ich jederzeit mit ihrem Geist, ihrem Körper, ihrer Seele in Verbindung sein möchte. Dass ich sie vergöttere und ich bewusst Räume eröffne, in denen auch sie mich vergöttert. Dass ich mehr will. Mit ihr.

Plötzlich ist da diese Primal Force in mir, eine pure und sexuelle Kraft, die sich nach dieser Vereinigung sehnt. Sie trägt das konstante Vertrauen, dass alles kommt, wie es sein soll und gut ist. Sie trägt meine innere Überzeugung eines größeren Ganzen, das für uns beide bestimmt ist. Sie trägt diese Lebensgestaltung, die ich vor mir sehe und verwirkliche,gemeinsam mit meiner Frau.

Spür ich nun im Rahmen der offenen Beziehung ebenso das Verlangen, außerhalb meiner Beziehung zu erkunden? Ich spür es schon, ja. Ich spüre jedoch auch ein ganz starkes Potenzial für die Zerstörung dessen, was ich mir im Beziehungsraum aufgebaut habe. Vermutlich hängt da auch Angst mit drin, kann schon sein.

Außerdem bin ich mir immer noch nicht im Klaren, ob Fantasien und Bilder in meinem Kopf tatsächlich dem entsprechen, wonach mein Selbst sich sehnt. Pornografie spielt noch immer wahnsinnig viel dort mit. 14 Jahre lang substituierte ich so gut wie jede Intimität und Sexualität mit Pornos. Die Menge an Körpern, Brüsten, Penisen und ungesunden, unmenschlichen Sexualpraktiken, die sich in meinem Kopf imprinted haben, beeinflussen mich auch heute noch. Ich merke aber auch, dass Abstand von und bewusstere Auseinandersetzung mit diesen Inhalten langsame Veränderungen einleiten. Was mir klar ist – ich lasse nicht zu, dass diese Sucht meine Sexualität weiterhin führt und die geöffnete Beziehung ausnutzt. Ich gehe mit dem, was ich spüre. Und das ist Intimität, Romantik, Liebe in geschlossener Verbindung zu meiner Geliebten.

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